Archiv für das Jahr: 2009

Ein exklusives Dankeschön-Paket?!

Soso – o2 schickt mir ein exklusives Dankeschön-Paket?!

Ich bin seit einer halben Ewigkeit Kunde bei o2. Und als solcher würde ich mich natürlich über ein “exklusives Dankeschön-Paket” freuen. Was mir da heute per Email ins Haus flatterte, sah nun zuerst auch so aus, wie ein “exklusives Dankeschön-Paket” – stellt sich aber letztlich als herbe Enttäuschung heraus: wörtlich steht da “o2 belohnt Ihre Treue mit einem exklusiven Dankeschön-Paket“. Wie das bei mir ankommt ist doch klar – dazu muss ich ja eigentlich nichts weiter sagen – steht ja alles da: “belohnt” und “Treue” und “exklusiv” und “Dankeschön”. Ich habe mich erstmal einfach über ein “exklusives Dankeschön-Paket” gefreut. Immerhin erwecken solche Keywörter bei mir, wie bei vermutlich jedem anderen auch, den Eindruck, o2 habe sich für mich bzw. natürlich für alle seine treuen Kunden etwas ganz besonderes ausgedacht – so als ‘Dankeschön’ eben.

Weiter heißt es: “Testen Sie den SPIEGEL elf Wochen lang für nur 29 EUR und sparen Sie mehr als 30 %1! Dazu gibt es gratis noch ein tolles Extra-Geschenk: Wählen Sie Ihren Favoriten!

Ok – schade – leider dann also doch kein nachweihnachtliches Geschenk. Aber immerhin scheint mein Mobilfunkanbieter für seine treuen Kunden dem SPIEGEL besondere Probe-Abo-Konditionen entlockt zu haben?! Immerhin ist in der Email ja von “Exklusivität” die Rede! Merkwürdig ist nur, daß es exakt dasselbe “exklusive Dankeschön-Paket” auf der Internetseite des SPIEGEL gibt – mit dem kleinen Unterschied, daß ich mehr Prämien zur Auswahl habe.
Ist das noch Marketig – oder schon Täuschung? Mir egal. Diese Promo-Aktion ging nach hinten los. Ich bin einfach nur enttäuscht und überlege ernsthaft, den Anbieter zu wechseln! Immerhin gibt es bei der Konkurrenz exklusiv das iPhone zum Vertrag – um nur einmal kurz auf die Bedeutung des Wortes EXKLUSIV hinzuweisen.

Und was wird aus meinem Dankeschön-Paket? Nächstes Jahr feiere ich mein 10jähriges o2-Jubiläum. Ich werde eine Kerze anzünden und auf mein exklusives Dankeschön-Paket warten..:]

Sonntags-Shopping-AUS – wie uns der Sonntag verkauft wird.

Karlsruhe hat entschieden, Kirchen und Gewerkschaften jubeln, Berlin hat verloren: der Sonntag soll in Zukunft (wieder) nicht mehr Shopping-Sonntag sein.

Wie konnte das passieren? Die Kirchen haben geklagt – und die Richter zitieren in ihrem Urteil letztlich nur das Grundgesetz – und hier steht die vor rund 100 Jahren festgelegte Regel, daß der Sonntag ‘heilig’ sei, und daß er zur Regeneration von Körper uns Seele diene. Vor rund hundert Jahren war ein solches Gesetz sicherlich auch dringend nötig: geschundene Arbeiter wurden regelrecht versklavt und mußten zu unmenschlichen Bedingungen teilweise 7 Tage pro Woche arbeiten. Das Gesetz 6-Tage-Gesetz schob dem einen Riegel vor.

Aber wie ist die heutige Situation? Fabrikarbeiter arbeiten ganz selbstverständlich nachts und an Sonn- und Feiertagen – schließlich schlafen die Kredite auch nicht und eine stillstehende Maschine kann sich keine größere Firma leisten. Das verstehen alle. Auch der Dienstleistungssektor arbeitet ganz selbstverständlich nachts und an Sonn- und Feiertagen – schließlich müssen Alte und Kranke rund um die Uhr betreut werden. U-Bahnen, Züge, Busse, Taxis fahren, Polizei, Feuerwehr und Ärzte sind bereit, im Notfall zu helfen. Zoos, Kinos, Theater und Museen sind natürlich auch sonntags geöffnet, und auch für die Gastronomie sind Sonntage wichtige Tage schließlich will man in seiner Freizeit ja was unternehmen, und sei es ‘nur’ lecker essen zu gehen, oder auf Kaffee und Kuchen ins Café am See oder so. Wer dann noch seine Sonntagszeitung liest, Radio hört oder Fernsehen sieht, hat gleich noch eine weitere durcharbeitende Berufsgruppe im Blick. Wer es aber lieber ruhig und mag, all dem Trubel entfliehen möchte und sich am heiligen Sonntag vielleicht lieber in die Kirche flüchtet, der kann das getrost tun – denn auch Priester und Pastoren arbeiten sonntags!

Es geht hier also nicht wirklich um Sonntagsarbeit – sonst müßte man konsequenter weise auch Fließbänder, Taxis und Züge stillstehen lassen, und bei Krankheit und Feuer auf den lieben Gott vertrauen. Worum geht es hier also wirklich? Es geht um Machtspiele. Der Spielball heißt ‘Sonntag’ und gespielt wird um unsere Zeit – wie wir sie verbringen dürfen – und wer das zu bestimmen hat. Viele dürfen/müssen ganz selbstverständlich sonntags arbeiten – wenn sie nicht gerade das ‘Glück’ haben, in einem 5- oder 6-Tage Beruf wie z.B. als Beamter oder als Verkäufer im Einzelhandel angestellt oder selbstständig zu sein. Wir dürfen sonntags ins Museum, in den Zoo und ins Kino gehen, und natürlich dürfen wir sonntags und an Feiertagen in die Kirche. Aber ‘Shopping gehen’ dürfen wir nun nicht mehr.

Und wie machen es andere Länder? Was ist mit den anderen Religionen – und ihren ‘Sonntagen’? Von Muslims und Juden wird hierzulande ja ganz selbstverständlich erwartet, daß sie sich in den Christlichen Rythmus einfügen. Aber darüber wird einfach nicht geredet. In anderen Ländern ist das anders. Beispiel U.S.A. – New York: Manche Geschäte sind Samstags geschlossen, andere Montags.  Der Sonntag aber ist für ‘die Stadt’ einer der wichtigsten Shopping-Tage. Wochenendtouristen bringen schnelles Geld, das einen nicht unerheblichen Teil des Gesamtumsatzes ausmacht. Und natürlich freuen sich auch die New Yorker über diesen Shopping-Tag: wann sonst  sollten denn all die Leute in Ruhe einkaufen gehen, die den Rest der Woche über arbeiten? Dabei wird das Shopping-Erlebnis auch gerne mal mit dem Gang zur Kirche kombiniert – in den U.S.A. geht das – schließlich sind die U.S.A. nicht nur für unbegrenzte Shopping-Welten bekannt, auch Religionen haben hier einen sehr hohen Stellenwert.

Abschließend würde ich mir ein ‘Verfallsdatum’ für Gesetze wünschen: jedes Gesetz, das länger als 25 Jahre in Kraft ist, sollte auf seinen Bezug zur Realität überprüft werden. Gesetze, die mehr als 50 Jahre auf dem Buckel haben, sollten einer besonders gründlichen Prüfung unterzogen werden. Und Gesetze, die älter als dieses Land sind, sollten umgehend außer Dienst gestellt werden. Im Klartet:  Ich habe einfach keine Lust mehr, meinen Freunden außerhalb dieser Republik zu erklären, daß wir hier nach Gesetzen leben, die älter sind als ‘the Nazis’.

mfG, t..

5 gute Gründe, warum die Glühbirne nicht verboten werden sollte

Nun ist es also so weit: seit dem 01. September 2009 steht die Glühbirne auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Designobjekte. Die EU-Gesetzgeber schieben die gute alte Glühbirne ins Abseits – meiner Meinung nach eine der schlechtesten Ideen der letzten Zeit. Was für ein undankbares Ende für diese Erfindung, die sich nicht schämen muß, in einem Atemzug mit dem Rad, dem Feuer und dem Ziegelstein genannt zu werden. Der Italienische Designer Enzo Mari sagte sogar einmal, es gäbe eigentlich sowieso nur drei gute Objekte: den Ziegelstein, den Doppel-T-Träger und die Glühbirne – alles andere sei Kitsch. Und war es nicht gerade die über einem klugen Köpfchen schwebende Glühbirne, die uns zeigte, daß hier gerade eine gute Idee geboren wurde?
Wie auch immer. Ich halte das Glühbirnenverbot jedenfalls nicht nur für falsch, unsinnig und überflüssig, sondern sogar für gefährlich. Hier meine Top 5 Gründe gegen das Verbot:

1) Effizienz

Das Hauptargument für das Verbot scheint die angebliche ‘ineffektivität’ der Birne zu sein. Selbsternannte Spezialisten wiederholen gerne das Argument, daß lediglich 5% der verbrauchten Energie in Licht umgewandelt würden. Daß aber sowieso nur ein Bruchteil der insgesamt verbrauchten Energie für Licht verwendet wird, scheint zur Zeit erstmal niemenden zu interessieren. Aus den frei verfügbaren Energiestatistiken des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geht hervor, daß der Anteil der für Beleuchtung verbrauchten Energie am Gesamtenergieverbrauch im Jahr 2007 bei unter 2,5% lag (Quelle: BMWi bmwi.de/BMWi/Navigation/Energie/energiestatistiken.html). Würden wir also alle Lampen, Straßenlaternen, Scheinwerfer, Schaufensterbeleuchtungen, Flutlichtanlagen etc. verbieten, so wäre eine maximale Einsparung von rund 2,5% zu erwarten.
Außerdem könnte bei sinnvoller Energieerzeugung (Solar) und Nutzung grundsätzlich weitaus mehr Energie, als benötigt zur Verfügung stehen!

2) Design

Ich weiß, es gibt inzwischen sogenannte Energiesparlampen, die wie Glühbirnen aussehen. Scheußlich! Ich würde mir von den Energiesparlampen ein wenig mehr “Selbstbewußtsein” erhoffen. Wenn die Glühbirnenform wirklich die beste und einzig wahre Form für Leuchtkörper aller Art sein sollte, dann (und nur dann!) dürfen Energiesparlampen meinetwegenebenfalls mit Birnentorso daherkommen. Sollte es aber eine sinnvollere Form geben, dann möchte ich freundlich darum bitten, auf neoromantischen Kitsch zu verzichten. Glühbirnen sollten wie Glühbirnen aussehen, Energiesparlampen sollten wie Energiesparlampen aussehen. Dabei geht es beim Design grundsätzlich selten nur um die äußere Hülle. Form follows Function – die Form sollte der Funktion folgen – eine alte Designregel, die im 21.Jahrhundert immer wieder gerne unter den imaginären Tisch gekehrt wird.

3) Design

Es gibt viele Lampen, darunter zahlreiche Designklassiker, die geradezu um die Birne herum gestaltet wurden. Die Glühbirne steht bei diesen Designobjekten buchstäblich im Mittelpunkt. Das Licht kommt aus dem Innersten der Birne – vom Glühdraht. Alles andere drumherum hat lediglich die Aufgabe, den Glühdraht zu stützen und zu schützen, das Licht zu bändigen, zu brechen, zu zügeln, zu lenken, um das Licht des Glühdrahts einer Funktion zuzuordnen. Mit Energiesparstäbchen kann das funktionieren, muß aber nicht. Lampen, die von vorneherein dazu konzipiert sind, das klare Licht zu dämpfen, zu brechen, auf indirekte Wege umzuleiten, mögen sich mit Neonlicht vertragen. Manche Lampen sind heutzutage auch schon extra für Energiesparlampen konzipiert. Andere sind ohne herkömmliche Glühlampen aber nur schwer denkbar – und vielleicht zeigt sich hier die Gefahr des Kulturverlusts am deutlichsten.
• Castiglionis Deckenstrahler “Toio” mit einer Neon-Birne? Undenkbar!
(images.google.de/images?q=Castiglioni+Toio)
• Man mag Ingo Maurers ‘Lampe’ Lucellino mögen, oder nicht – fest steht, daß auch dieses Objekt nur mit Glühbirne funktioniert!
(images.google.de/images?q=ingo+maurer+Lucellino)

4) Umweltschutz / Mülltrennung

Eine Glühbirne ist als solches recht einfach gestrickt – eine Energiesparlampen hingegen ist ein hochkomplexes Stück Technologie, das im Falle einer Funktionsstörung zu Sondermüll wird. Im Wesentlichen besteht eine Energiesparlampe aus folgenden drei Komponenten besteht: Starter, Transformator, Leuchtkörper. Damit hat sie grundsätzlich all das unter der haube, was auch eine herkömmliche Neonröhre antreibt – nur mit dem fatalen Unterschied, daß die drei Bestandteile zu einem Ding verheiratet sind. Fällt bei einer herkömmlichen Neonröhre der Starter aus, so wird nur der Starter gewechselt. Brennt die Röhre durch, so wird die Röhre gewechselt. Fällt hingegen bei einer Energiesparlampen nur eines der drei Bauteile aus, werden die zwei anderen Teile ebenfalls zu Müll – Sondermüll.

5) Psychologische Effekte

Das Licht von Glühlampen leuchtet im kontinuierlichen Spektrum, das von Energiesparlampen (auch Kaltlichtlampen genannt) deckt nur Teile des Spektrum ab. Dies kann, wie jüngste Studien zeigen, Einfluß auf die Psyche haben. Davon wollen die Sparlampenfans aber scheinbar nichts wissen – das Umweltbundesamt erzählt in einer Stellungnahme zum Thema im März 2009 jedenfalls, das menschliche Auge verfüge nur zwei Arten von Photorezeptoren (Stäbchen und Zapfen) zur Wahrnehmung von Helligkeit und Farbe – und unterschlägt die photosensitiven Ganglionzellen, die für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus und für die Ausschüttung wichtiger Hormone verantwortlich gemacht werden.

siehe auch:
tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Energiesparlampen%3Bart141,2889147

Nagut – hier mache ich erstmal Schluss mit meinen Ausführungen zum Thema – und hoffe, daß den Verantwortlichen dann vielleicht doch noch ein Lichtlein aufgeht..:]

mit freundlichen Grüßen, t..