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Annette Schavan tritt zurück

So – nun ist also auch Annette Schavan zurückgetreten. Und am Mittwoch wollte ich doch noch wetten, dass sie innerhalb einer Woche zurücktritt. Das hätte ich mal machen sollen. Da hätte ich dann wohl die Wette gewonnen. Hab ich aber nicht.

Im Grunde genommen war das ja auch klar wie Hechtsuppe – egal, wie leid es allen tut, egal, ob der Plagiatsvorwurf zu hart ist – egal, ob Annette Schavan vorsätzlich oder versehentlich die Richtlinien zur Anfertigung einer Doktorarbeiit nicht ganz karrekt eingehalten hat. Der Stein ist ins Rollen gekommen – und am Ende konnte nur der Rücktritt stehen. Die Universität Düsseldorf hatte entschieden, Bildungsministerin Annette Schavan den Doktortitel abzuerkennen – und damit stand die Bildungsministerin plötzlich ohne Hochschulabschluß da. Und eine Bildungsministerin ohne Hochschulabschluß, bzw. mit aberkanntem Hochschulabschluß kann nicht wirklich eine überzeugende Bildungsministerin sein.

Damit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eine weitere wichtige Verbündete verloren – manche Medien meinen sogar, Merkel habe eine Freundin verloren. Und inwischen wird das Regierungsgebilde ein wackeliges. Immerhin hat die Kanzlerin in den letzten Jahren schon diverse Kollegen, Minister und Verbündete vorloren. Im Zusammenhang mit Annette Schavan muss man vermutlich zuerst an Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg denken, aber die Liste hat inzwischen eine beeindruckende Länge. Hier nochmal der Eintrag “Merkels verlorene Männer – Top10” vom Vorjahr.

Na dann – Kopf hoch! Und weitermachen!

Merkels verlorene Männer – Top10

Am Sonntag wird ein neuer Bundespräsident gewählt – und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es wohl Joachim Gauck werden.
Ich nehme diesen Tag als Gelegenheit, noch einmal Merkels verlorene Männer in einer Top10-Liste aufzuführen. Immerhin war der letzte verlorene Mann ja der bisherige Bundespräsisent Christian Wulff. Zugegeben: die Reihenfolge der Liste ist halbwegs willkürlich gewählt… und wird noch mit Details und Fotos unterfüttert werden..=)
Und es geht auch gleich los..

Platz 1: Christian Wulff, Ex-Bundespräsident

Ein Berufspolitiker wie er im Buche steht: mit 15 tritt er der CDU bei, mit 34 gegen den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder an. Beim ersten Versuch klappt es nicht so richtig, doch Wulff ist beharrlich – und 2003 wird er schließlich doch Ministerpräsident von Niedersachsen. Als Bundespräsident Horst Köhler am 31. Mai 2010 überraschend zurücktritt wird Wulff Anfang Juni Präsidentschaftskandidat – und gewinnt im dritten Wahlgang. Nun wendet sich das Blatt, er wird an seinen eigenen Standards gemessen – und tritt schließlich wegen diverser undurchsichtiger Affärchen zurück.

Platz 2: Horst Köhler, Ex-Bundespräsident

Im Rahmen eines Interviews sagt Köhler im Notfall sei auch “militärischer Einsatz notwendig (….), um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege”. Er mag damit Recht haben, und eigentlich spricht Köhler nur aus, was längst gängige Praxis zu sein scheint – doch obwohl die Bundeswehr längst auch gegen Piraten kämpft darf ein Bundespräsident die schmutzige Wahrheit wohl nicht aussprechen. Am 30. Mai erklärt Köhler seinen Rücktritt.

Platz 3: Karl-Theodor zu Guttenberg, Ex-Verteidigungsminister

Lange war Karl-Theodor zu Guttenberg die große Nachwuchshoffnung der CDU – viele hielten ihn schon für den nächsten Bundeskanzler. Doch ausgerechnet seine Doktorarbeit brachte den adeligen Juristen zu Fall. Oder vielmehr sein Umgang mit den Vorwürfen, er habe abgeschrieben – seine Doktorarbeit sei ein Plagiat.

Platz 4: Franz Josef Jung, Ex-Verteidigungsminister

Platz 5: Günther Oettinger, Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg

Platz 6: Roland Koch, Ex-Ministerpräsident von Hessen

Platz 7: Jürgen Rüttgers, Ex-Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

Platz 8: Ole von Beust, Ex-Erster Bürgermeister von Hamburg

Platz 9: Peter Müller, Ex-Ministerpräsident des Saarlandes

Platz 10: Axel Weber, Ex-Bundesbank-Präsident

Details zu allen anderen verschwundenen Männern und ihren Rücktritten sind auch hier in der Frankfurter Rundschau und in der Süddeutschen Zeitung nachzulesen:
http://www.fr-online.de/wulff-affaere,11460760,4427404.html
http://www.sueddeutsche.de/politik/cdu-merkels-verlorene-maenner-1.976486

Das Kommunikationschaos des Christian Wulff

Eigentlich wollte ich diesen EIntrag ja “Wer mit dem Wullf tanzt” betiteln – aber das kam mir angesichts der Brisanz des Themas dann doch ein bisschen flach vor.. Nunja..
Bundespräsident Christian Wulff scheint jedenfalls selbst nicht mehr ganz den Durchblick zu haben, wer was wann wo wie gesagt oder gemeint hat. Diesen Eindruck kann man zumindest bekommen, wenn man die aktuelle Diskussion um die “Kredit-Affäre” und das daran anschliessende Kommunikations-Debakel verfolgt. Aber zum Glück gibt es ja Anrufbeantworter..

Doch vielleicht beginne ich lieber etwas früher: es ist nur schwer zu ertragen, wie sich Bundespräsident Christian Wulff im Moment anscheinend eine Kommunikationspanne nach der andern leistet.

  • Es wäre ja irgendwie vielleicht gar nicht so schlimm gewesen, wenn er über seinen Privat-Kredit einfach Auskunft gegeben hätte. Jeder kann doch irgendwie nachvollziehen, daß man sich von alten Freunden auch mal Geld leihen darf. Aber der Presse den Mund verbieten zu wollen ist ein Faux-Pas, der einem Bundespräsidenten nicht passieren darf.
  • Es wäre ja irgendwie vielleicht sogar nachvollziehbar gewesen, daß jemand – auch ein Bundespräsident – sich in allergrößter Panik, spontan, im Affekt persönlich bei der Boulevard-Presse meldet um eine vielleicht peinliche Veröffentlichung zu verhindern. Man kann ja mal drüber reden. Aber nachträglich zu behaupten, man habe die Veröffentlichung ja nur um einen Tag verzögern wollen, obwohl man scheinbar doch eine anders, etwas drastischer klingende lautende Ansage auf einem Anrufbeantworter hinterlassen hat – das ist schon mehr, als nur ein starkes Stück.

Nun ist es soweit, dass Aussage gegen Aussage steht: entweder hat Wullf nicht die Wahrheit gesagt – oder die Bild-Zeitung übertreibt bei ihrer Interpretation des Wullf-Anrufs. In dem Fernsehinterview, er mit zwei Journalisten führte und das gestern parallel über ZDF und ARD zu sehen war, behauptete Wullf, er habe mit seinem Anruf bei beim Chefredakteur der Bildzeitung Kai Diekmann eine Veröffentlichung lediglich verschieben wollen.

Aber auch bei der Wahrnehmung, wie der umstrittene Kredit zwischen Wullf und BW-Bank zustande kam scheint es jetzt grobe Unterschiede zu geben – was das nun konkret bedeutet weiss ich nicht, es wäre aber nicht verwunderlich wenn die Wullf-Story noch eine Fortsetzung fände..