Ich bin in der Nähe von Gorleben aufgewachsen – die niedersächsische Gemeinde, die für die Castor-Transporte bekannt ist und in der seit Jahrzehnten ein sogenanntes Erkundungsbergwerk entsteht. Die Diskussion um Sinn und Unsinn der Nutzung von „Atomenerie“ gehörte schon früh zu meinen regelmäßigen Vergnügen. Man kann sagen, ich habe mich mit dem Thema beschäftigt.
Wenn hin und wieder mal die Frage nach ‚Energieerzeugung‘ aufkommt, werden gerne mal verschiedene Arten der Energieerzeugung gegeneinander abgewogen: mit Kohlejraftwerken kommt CO2, bei Gas gibt es die Abhängugkeit von Rußland – und/oder die Frage, ob man denn lieber mithilfe von Fracking Gas fördern wolle. Windräder verschandeln die Landschaft und Solarstrom sei in Nordeuropa einfach keine ernstzunemhende Option. Und irgendwie müsse man ja Energie erzeugen. In solchen Situationen bringe ich dann gerne mal mein „Feuerball-Argument“ vor. Und das geht so:
Wir haben seit Urzeiten vor allem folgende Methode erfunden, um uns mit Energie zu versorgen: wir verbrennen etwas. Entweder wird ein einfaches Feuerchen gemacht, um die Höhle zu wärmen, oder wir verfeuern Öl, Gas, Kohle – oder Brennstäbe. Das Prinzip ist dasselbe: Feuer setzt Energie frei – und wir nennen das dann „Energieerzeugung“. Vermutlich ein Missverständnis. Eigentlich geht es ja darum, Strom oder Wärme oder beides zu erzeugen – dazu muss Energie umgewandelt werden.
Für ambitionierte Hobby-Physiker möchte ich an dieser Stelle anmerken: Energie kann man nicht erzeugen – nur Umwandeln. Nachzulesen im Energieerhaltungssatz. Aber das ist vielleicht Haarspalterei. Oder nicht? Vielleicht bringt uns das auch auf die richtige Spur: wenn man Energie nicht erzeugen kann, dann ist die Energie also eigentlich schon da – und man kann sie wenigstens nutzen? Im Prinzip schon – aber so allgemein wollte ich das gar nicht betrachten. Mir geht es um etwas viel konkreteres:
Stürme, Fluten, Gewitter, Vulkanausbrüche, Erdbeben – und letztendlich auch Sonnencreme sind Indizien dafür, dass wir von Energie umgeben sind – und zwar von sehr viel Energie. Wir sitzen auf der zum Glück abgekühlten Kruste eines Feuerballs – der Erde. Und die Erde bewegt sich mit gut 100.000 km/h um die einen weit größeren Feuerball.
Und wir meinen ernsthaft, Energie ‚erzeugen‘ zu müssen zu können?
Energie ’nutzen‘ wäre grundsätzlich der richtigere Ansatz.
Vermutlich hat die Idee von der ‚Energieerzeugung‘ aber einen ganz anderen Hintergrund: Geld – bzw. den sogn. Gilette-Effekt. Ein Produkt, dass dazu bestimmt ist, weggeworfen (oder verbrannt) zu werden, sind für Hersteller bzw. Verkäufer eines solchen Produktes häufig lukrativer, als langlebige, nachhaltige Produkte. Ein Windrad kann man nur ein mal verkaufen – anschliessend ist es eine Frage der Wartung, wie lange man damit Strom erzeugen kann. Brennstoffe hingegen müssen fortlaufend bezogen und verfeuert werden – das ist die Natur der Sache.
Dezentrale Stromerzeugung? Ein Horrorszenario für Monopolisten.
…Fortsetzung folgt…
PS: Ernst Albrecht zeigt übrigens mit dem Mittelfinger auf Gorleben