ganze vier Tage lang konnte ich meine Klappe halten – aber mittlerweile wird mir die “Diskussion” um Nokias geplante Werksschließung in Bochum einfach ein wenig zu bunt – und ich sehe mich geradezu gezwungen, die Kommentare der vergangenen Tage kommentieren. Alle anderen scheinen ihren Senf ja schon abgegeben zu haben….zum Beispiel Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU), die dem Finnischen Handy-Hersteller Nokia “Subventions-Tricksereien” vorwarf und das Unternehmen vor einem “gewaltigen Imageschaden” warnte.
..Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Rüttgers hingegen beschimpfte den ehemals ach-so-sehr geliebten Investor, Arbeitgeber und Steuerzahler Nokia sogar als “Subventionsheuschrecke”!
Sogar zu Boykott-Aufrufen sind sich die Politiker nicht zu schade – und nehmen damit eine Welle von Europa-Skepsis billigend in Kauf. Rainer Wend, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, ließ die “Frankfurter Rundschau” wissen, daß er künftig nicht mehr mit Nokia-Handys telefonieren werde.
Laut BILD-zeitung soll Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) gesagt haben, daß er aus Solidarität mit der Bochumer Nokia-Belegschaft vorhabe sein Nokia-Handy gegen ein Handy eines anderen Herstellers zu tauschen – und auch SPD-Fraktionschef Peter Struck habe vor, sein Nokia zurückzugeben.
Zugegeben: Nokia hat sich bei der Bekanntgabe der schlechten Nachricht nicht besonders diplomatisch verhalten. Und richtig echte Entlassungen schmerzen natürlich viel mehr, als “sozialverträglicher Stellenabbau” oder eine “Auslagerung” von Arbeitsplätzen – wie zB neulich bei BenQ geschehen. Auch die Telekom hat gerade ähnliches vor – hier sollen ca. 35000 Stellen “ausgelagert” werden. Falls dann Kündigungen aktuell würden hätte man einem möglichen Imageverlust so geschickt vorgebeugt.
Ich kann mir diese heftigen Trotz-Reaktionen seitens der Deutschen Politiker eigentlich nur damit erklären, daß diese sich einerseits persönlich beleidigt fühlen – und anderereits ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Wählern haben, dies aber hinter der Trotz-Maske verstecken wollen. Immerhin haben sie einem international erfolgreichen Großkonzern Millionen in den Rachen geworfen – und plötzlich will Nokia nicht mehr mit ihnen ’spielen’.. – ..oder ist das schon wieder Wahlkampf..?
..wie auch immer..
..was nun..?
Politiker sollten meiner Meinung nach einfach ein bisschen ehrlicher sein – und den Leuten vielleicht auch mal erzählen, daß “Freie Marktwirtschaft” und “Grenzenloses Europa” nicht nur Chancen – sondern auch Risiken bedeuten können. Außerdem sollte man dringend die Subventionspolitik überdenken – dann kommt es zukünftig vielleicht nicht mehr zu solchen ‘Mißverständnissen’..
Und dann muß ich noch sagen:
..JA! – ich liebe mein Nokia! ..und JA! – ich bin froh, daß mein Nokia ein Stück “High Tech” “made in Europe” ist.. – ..und wenn mir irgendjemand sein ausgedientes N95 schicken möchte hätte ich nichts dagegen..:]
Gruß, t..
PS: alle Politiker-Zitate, Spekulationen und Berichte etc. habe ich bei www.netzeitung.de gefunden. Siehe auch “Erste Kündigungen nach angekündigtem Nokia-Aus” bei heise.de – und die momentan auf knapp 300 Beiträge angewachsene Diskussion zum Artikel “Erste Kündigungen..”
PS2: Nachtrag: über www.politik-digital.de bin ich gerade auf den “No Nokia -Blog der Nordrhein-Westfälischen SPD gestoßen: nonokia.nrwspd.de
Und die Netzeitung verweist in ihrem Artikel “Nokia – Connecting Blogger” auf unterschiedliche Beiträge, Artikel und Meinungen verschiedener Weblogs – zum Beispiel auf den Beitrag “verneigen vor Verheugen“, in dem Hein Baumgarten aus Hitzacker wiederum darauf hinweist, daß andere Investoren sich teilweise noch vie schamloser ‘bedienen’.. – ..sehr aufschlußreich!